22.09.2022
Am Samstag, den 17.09.2022 wurden die Ergebnisse der Sicher im Sport Studie im Deutschen Olympischen Sport Museum in Köln vorgestellt. Die bundesweit größte Breitensport Studie hat Gewalterfahrungen im Verein untersucht.
Die Veranstaltung wurde mit Grußworten vom Direktor des Sport Museums sowie von Martin Wonik (Vorstand LSB NRW) und Dr. Birgit Palzkill (Unabhängige Beauftragte zum Schutz vor sexualisierte Gewalt im Sport des LSB NRW) eröffnet.
Bis zum Mittag präsentierten Prof. Dr. Bettina Rulofs und PD. Dr. Marc
Allroggen die ersten Ergebnisse aus den ersten beiden Modulen der Studie.
Die ersten Ergebnisse der Studie mit über 4.300 befragten Vereinsmitgliedern
und rund 300 beteiligten Sportverbänden zeigen Folgendes:
Von den Teilnehmenden geben 70% der Befragten an in ihrem Leben bereits irgendeine Form der Gewalt, Grenzverletzung oder Belästigung in Zusammenhang mit dem Vereinssport erfahren zu haben.
Psychische Gewalt - in Form von Erniedrigungen, Bedrohungen oder Beschimpfungen – wurde am häufigsten von den befragten Vereinsmitgliedern angegeben. Zudem bestätigte ein Viertel der Befragten sexualisierte Belästigungen oder Grenzverletzungen ohne Körperkontakt im Vereinssport. Ein Fünftel der befragten Vereinsmitglieder berichtete gar von sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt (z.B. in Form von unerwünschten sexuellen Berührungen oder sexuellen Übergriffen).
Jedoch: Auch, wenn Vereinsmitglieder angeben, solche
negativen und missbräuchlichen Erfahrungen gemacht zu haben, geben 90 Prozent
der betroffenen Personen an, allgemein gute bis sehr gute Erfahrungen mit dem
Vereinssport zu haben. Die generelle Beurteilung des Vereinssports fällt somit
auch beim Vorliegen von Belästigungs- oder Gewalterfahrungen überwiegend
positiv aus.
Professorin Bettina Rulofs kommt zu dem Schluss: "Gewalterfahrungen im
Vereinssport sind keine Einzelfälle. Sie sind offenbar Teil eines
gesamtgesellschaftlichen Problems, das auch den Sport betrifft".
Ein Fazit der Studie ist demnach, dass alle Vereine zum Ziel haben sollten
zielgruppenspezifische Risikoanalysen durchzuführen und eigene Schutzkonzepte
zu entwickeln.
Auch der Blick auf die Betroffenen wurde nicht außer Acht gelassen. Die
vertonte Lebensgeschichte eines Betroffenen bewegte die Anwesenden. Mit Mandy
Owczarzak und Dorota Sahle standen während der gesamten Veranstaltung für die
Teilnehmenden zwei Ansprechpersonen bereit.
Nach der Mittagspause stellte Kathrin Wahnschaffee-Waldhoff das dritte Modul
und damit die Quantitative Interview Studie vor. Diese wird aktuell noch
ausgewertet daher gibt es dazu noch keine öffentlichen Ergebnisse.
Als "Regelungslücke" kritisieren hier die Studienautoren das
mangelnde Durchgriffsrecht von Verbänden, vor allem wenn es darum geht,
Trainer, die gleichzeitig Täter sind, aus dem Training mit Kindern und
Jugendlichen zu entfernen oder Wanderbewegungen von Trainern von einem Verein
zum nächsten zu unterbinden.
Dieses Problem wurde auch nochmal in der abschließenden Podiumsdiskussion
aufgegriffen. Martin Wonik rief zur „Schwarmintelligenz“ auf also, dass sich
die Landessportbünde nochmal dazu zusammen Strategien überlegen sollen.
Weiter betonte die Beauftragte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport
des Landessportbundes NRW die Notwendigkeit professioneller Unterstützung. „Im
Idealfall müsse jeder Kreis- und Stadtsportbund eine Fachkraft haben, die die
Vereine in Fragen des Kinderschutzes und der Prävention von physischer,
psychischer und sexualisierter Gewalt im Sport berät.“
Wer weitere Ergebnisse und Infos zur Studie nachlesen möchte gelangt hier zum Bericht.
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